Als Beikost wird die Nahrung bezeichnet, die zu Muttermilch oder Säuglingsflaschennahrungen „beigefüttert” wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Getränke (Säfte, Tee) oder um Breie (aus Obst, Gemüse, Fleisch oder Getreideflocken) handelt.
Beikost-Beginn
In den ersten 6 Lebensmonaten ist es relativ einfach, das Kind zu versorgen. Hunger und Durst werden ausschließlich durch Muttermilch oder Anfangsnahrungen gestillt. Ab dem 7. Lebensmonat sind die meisten Kinder von ihrer Entwicklung her so weit, dass sie breiige Nahrung mit der Zunge nach hinten transportieren und schlucken können. Vereinzelt sind schon die ersten Zähne durchgebrochen und die zusätzliche Aktivität des Kindes kann zu einem Mehrbedarf an Eiweiß, Mineralstoffen und Vitaminen führen, so dass der Beikostbeginn sinnvoll erscheint. Nun beginnt Ihr Kind langsam, den Löffel zu entdecken. Die Beikostphase bildet die Zwischenstufe zwischen ausschließlicher Milchnahrung und der Familienkost.
Vom richtigen Zeitpunkt für den Beikost-Beginn
Beginnzeiten für die Beikost werden von Zeitschriften, Büchern, Freundinnen, älteren Verwandten, Ärzten und Herstellern von Säuglingsnahrung – kurz von allen Seiten – zur großen Verwirrung der Eltern, unterschiedlich angegeben. Das liegt zum Teil daran, dass sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse und daher auch die Empfehlungen der Kinderärzte in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt haben.
In den 60er Jahren, zu Zeiten unserer Mütter, war eine frühe Beikostgabe („ab der 6. Woche”) notwendig, wenn nicht gestillt wurde, denn die damalige, industriell gefertigte Säuglingsmilchnahrung war in der Zusammensetzung der Vitamin- und Mineralstoffe noch sehr unausgewogen. Dadurch wurde der Darm der Säuglinge jedoch gänzlich überfordert.
Beikost ab dem 5. Monat – laut EU-Verordnung
Seit März 1999 soll eine EU-Verordnung die allzu frühe Beikostgabe verhindern. Es darf seither nur mehr Beikost angepriesen und verkauft werden, die für Säuglinge ab dem 5. Monat bestimmt ist. Leider findet sich auf den meisten Produkten im Regal der Aufdruck „nach dem 4. Monat”. Die große Ziffer 4 verleitet manche Eltern zu stark verfrühtem Kauf und Füttern von Beikost.
Noch vor wenigen Jahren lautete die übliche Empfehlung, mit der Beikost ab dem 5. Lebensmonat, bzw. bei erhöhtem Allergierisiko ab dem 7. Lebensmonat zu beginnen. Denn erst mit Beginn des 5. Lebensmonats ist die Entwicklung des Darmes und der Nieren so weit vorangeschritten, dass die neuen Lebensmittelbestandteile gut verkraftet werden könnten. Doch spucken viele Kinder in diesem Alter die Beikost wieder aus, weil der Saugreflex noch überwiegt, oder der Kau- und Beißimpuls noch nicht voll ausgebildet ist. Die Zunge kann breiige Speisen noch nicht zur Speiseröhre transportieren, ohne dass viel „daneben” landet. Daraus schließen Eltern oft, dass der Brei nicht geschmeckt habe, und sie probieren verfrüht und unnötigerweise eine Vielzahl von Lebensmitteln aus.
Bei allergiegefährdeten Säuglingen Beikost ab dem 7. Monat
Für allergiegefährdete Säuglinge gilt schon länger, dass erst mit dem 7. Lebensmonat mit Beikost begonnen werden soll. Auch die La Leche Liga und andere Stillorganisationen sprechen von einem generellen Beikostbeginn ab einem halben Jahr. Dies ist vor allem bei gestillten Kindern praktisch, aber bei flaschengefütterten Kindern ebenfalls möglich. Seit 2001 empfiehlt die WHO einen Beikostbeginn ab dem 7. Monat, zu dem auch die Ernährungskommission der amerikanischen Kinderärzte seit längerem geraten hat.
Ein Kind signalisiert selbst ab wenn mit der Beikost begonnen werden kann.
Ihr Kind wird selber, ab ca. einem halben Jahr, den optimalen Beginn seines Beikostalters signalisieren.
Wenn es wieder öfter gestillt werden will, aber Ihre Brust sich auch nach ein paar Tagen nicht darauf einstellt, könnte dies ein Zeichen für den Beikostbeginn sein. Dies gilt vor allem, wenn Ihr Kind Sie beim Essen aufmerksamer beobachtet, immer wieder in den Teller greift und beginnt, intensiver an allem zu kauen, was es in die Finger bekommt. Bei manchen Kindern ist dies schon im 6. Monat der Fall, bei anderen erst im 8. oder vereinzelt sogar noch später. Wenn Ihr Kind gestillt wird, gesund ist und gut gedeiht, ist es problemlos möglich, zu seinem persönlichen Zeitpunkt mit der Beikost zu beginnen. Keinesfalls sollte Beikost in der Flasche angeboten werden, bevor das Kind von seiner Entwicklung her für Löffelkost bereit ist, außer dies wird vom Kinderarzt aufgrund des Gewichtsverlaufes angeraten.
Manchmal verlieren Kinder das Interesse an der Löffelkost, wenn Ihnen Beikost nicht zum entsprechenden Zeitpunkt angeboten wird. Probieren Sie daher ab dem 7. Lebensmonat immer wieder im Abstand von 1-5 Tagen die Löffelfütterung, wenn Ihr Kind den Löffel verweigert hat.
Manche Kinder, die spät mit der Beikost beginnen wollen, sind sehr sensibel und tendieren zu Nahrungsmittelallergien. Sie vermeiden durch das lange Stillen einen zu frühen Kontakt mit Beikostlebensmitteln. Andere wiederum wollen keine Breie, sondern gleich am Familientisch mitessen. Sie lieben Fingerfood (Reiscracker ohne Salz, gekochte Kartoffeln oder Karotten, ein Stückchen Banane). Rezepte für den Umstieg auf Familienkost ab dem 11. Lebensmonat finden Sie auch in unserem Buch „Rezepte und Tipps für Babys Beikost“.
Autor: Mag. Ingeborg Hanreich
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