Mutter stillt Baby

Essen lernen beginnt direkt nach der Geburt

Wenn ein Neugeborenes auf die Welt gekommen ist, beginnt für es ab dem ersten Lebenstag der Umgang mit der weltlichen Erfahrung, die sein ganzes weiters Leben prägen wird. Es beginnt das „Lernen“ in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Um es auf den Punkt zu bringen, das Kind lernt nicht erst sechs Jahre später, wenn es in die Schule kommt, sondern zum Lernen führt jede Erfahrung, die das Kind von Geburt an macht.

Störung im Essverhalten durch Frühgeburt?

In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass mit dem heutigen medizinischen/technischen Fortschritt und dem Trend, das die Babys in einem späteren Lebensabschnitt zur Welt kommen, die Bedeutung, und die Ursachen für spätere Essstörungen einen ganz besonderen Stellenwert bekommen. Denn Frühgeburten und Säuglinge, die unter 3.000 g bei der Geburt wiegen, sind keine Ausnahme, medizinisch betrachtet ist das heute gar kein Problem mehr. Wie wirkt sich diese Tatsache aber auf den späteren Erwachsenen aus, im Hinblick auf sein Essverhalten? Wie wirkt sich die Trennung von Säugling und Mutter durch z.B. Brutkasten im Krankenhaus aus? Die Trennung an sich, von Mutter und Säugling, ist nach wie vor im Krankenhaus ein unaufgeklärtes Problem. Denn hier können Verhaltensstörungen und Essstörungen ihren Ursprung haben.

 

Essen lernen

Sättigungssignale beachten

Eltern, die ein zu früh geborenes oder untergewichtiges Kind haben, sind besonders verunsichert und ständig in Angst, dass der Säugling zu wenig trinken könnte und sich dadurch nicht richtig entwickelt. Sättigungssignale des Kindes werden nicht wahrgenommen oder übergangen. Auf der anderen Seite sind viele Mütter mit dem Umgang ihrer Babys sehr unsicher. Ein Baby lernt sehr schnell, dass sein Schreien die Mutter aktiviert, denn es ist der einzige Weg für Kontakt und Kommunikation und für das Baby lebensnotwenig. Wenn die Mutter beim Schreien herbeieilt und ihr Kind versorgt, geschieht für das Baby etwas Angenehmes. Das Baby hat gelernt, es muss schreien und dann wird es wahrgenommen. Das ist das fundamentale Prinzip der Lernpsychologie. Das Neugeborene wird nachhaltig von den Ereignissen beeinflusst, die es auslöst. Es sind die nachfolgenden Konsequenzen, die darüber entscheiden, ob ein bestimmtes Verhalten immer wieder auftritt oder ob es verschwindet.

 

Interaktion zwischen Mutter und Kind

Positive Konsequenzen stabilisieren Verhalten und negative Konsequenzen unterdrücken Verhalten. Hierbei ist ganz wichtig zu unterscheiden, dass wir uns psychologisch gesehen in der oralen Phase befinden und das diese direkt nach der Geburt beginnt und bis nach dem ersten Lebensjahr anhält. In dieser Phase ist Nahrung und Essen für den Säugling immer eine Belohnung. Denn es ist nicht nur Nahrungsaufnahme sondern Kommunikation seelischer Ernährung. Es ist die Basis der Interaktion zwischen Mutter und Kind und hat den Sinn, dass das Kind lernt, nachdem es den Mutterleib verlassen hat, sich mit Hilfe seiner Mutter in seinem Körper wohl zu fühlen. Daher liegt es hier in dem Einfluss der Mutter zu erkennen, ob es sich bei dem Schreien ihres Babys um einen Hungerschrei oder einen Hilfeschrei (z.B. volle Windel) handelt.

 

Autor: Sonja Frobel

Fotocredit: Dmytro Mykhailov, Oksana Kuzmina /shutterstock.com

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